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Station 17

Moorschutz und Moorpflege

Das Bentheimer Landschaf und die Entkusslung

Um Moorflächen erfolgreich renaturieren zu können, müssen die Flächen wiedervernässt und von Sträuchern und kleinen Bäumen befreit werden. Derartige Gehölzer werden Kusseln genannt. Der Vorgang der Befreiung von Kusseln wird deshalb als Entkusslung bezeichnet. Durch die Entkusslung sollen brachliegende Moorflächen offengehalten werden – entweder, um eine möglichst artenreiche Pflanzenwelt zu erhalten, oder um lichtliebende Moorpflanzen wie das Torfmoos zu fördern, die verhindern, dass Wasser aus den Moorflächen verdunstet.

Die Entkusslung kann auf drei verschiedene Weisen erfolgen: Per Hand oder per Maschine – oder es werden Schafe gehalten, die junge Triebe und nachwachsende Sträucher kurzhalten. In Esterwegen werden die heimischen Bentheimer Landschafe zu diesem Zwecke eingesetzt.

Dieses größte Heideschaf Deutschlands ist vor rund 200 Jahren im deutsch-niederländischen Grenzgebiet entstanden – aus der Kreuzung von deutschen und niederländischen Land- und Heideschafen, die auf beiden Seiten der Grenze gehalten wurden. Zeitgleich zum Bentheimer Landschaf entstand auf niederländischer Seite mit dem „Schoonebeeker Schaf“ eine eng verwandte, genetisch lange Zeit praktisch identische Schwesterrasse. Äußere Merkmale des Bentheimer Landschafs sind schwarze oder braune Flecken um die Augen, an den Ohren und teilweise auch an den Beinen, sowie ihr langer Schwanz, der ihnen in ihrer Heimat auch den Namen „Langsteert“ einbrachte. Die Tiere haben keine Hörner und einen schlanken Kopf. Ihre Wolle ist reinweiß.

Das Bentheimer Landschaf spielte und spielt sowohl bei der Entstehung historischer Heidelandschaften als auch heute in der Landschaftspflege eine bedeutende Rolle. Nachdem es einst rund 25.000 Bentheimer Landschafe gegeben hatte, stand diese spezialisierte Landschafrasse vor rund 40 Jahren vor dem Aussterben. 1970 machten drei emsländische Zuchtbetriebe mit rund 50 Tieren den gesamten Zuchttierbestand aus. Seitdem ging es aber wieder bergauf: Obwohl noch immer gefährdet, werden aktuell in Deutschland über 2.300 Zucht- und rund 10.000 Gebrauchstiere gezählt. Verbreitungsschwerpunkte sind nach wie vor die Weser-Ems-Region und Niedersachsen, aber auch Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen.

In seiner Herkunftsregion, der Grafschaft Bentheim und dem Emsland, kümmern sich neben einigen Zuchtbetrieben auch öffentliche Einrichtungen um den Erhalt dieser alten Haustierrasse. Herausragende Beispiele dafür sind der Tierpark Nordhorn und das Emsland Moormuseum in Geeste-Groß Hesepe.

Eine weitere Gegenmaßnahme ist die Haltung der Rasse auf ehemaligen Moorflächen: Seine harten Krallen und seine Abstammung vom Heideschaf macht das Bentheimer Landschaf unempfindlich gegenüber den widrigen Lebensverhältnissen im Moor: Die feuchten Bedingungen und das karge Futter stellen für die Zuchtrasse kein Problem dar – und gleichzeitig übernehmen die Tiere die für die Zukunft der Moorflächen so wichtige Entkusslungsarbeit.

Literaturtipp

buchtitel

Unter dem Titel „Das Bentheimer Landschaf. Geschichte und Zukunft einer alten Nutztierrasse“ hat Tobias Böckermann, Redakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, 2011 ein über 120 Seiten starkes Buch zum Thema vorgelegt. Er ist außerdem Mitbegründer und Vorsitzender des Vereins „Land Unter e.V.“ und züchtet mit weiteren Mitstreitern seit 1994 Bentheimer Landschafe.

Sein Buch ist eine hervorragende Grundlage für die fachliche Auseinandersetzung mit dem Bentheimer Landschaf. Der Autor hat darin nicht nur die Geschichte dieser Rasse und ihre Eigenarten beschrieben, sondern u.a. im Rahmen von elf Betriebsporträts Menschen und Institutionen vorgestellt, die sich für den Erhalt des Bentheimer Landschafes einsetzen.

Durch diese Vernetzung gelingt es Böckermann, ein ebenso komplexes wie facettenreiches Bild des Kulturgutes Bentheimer Landschaf zu zeichnen. Darüber hinaus liefert er wichtiges Recherchematerial in Bezug auf Quellen, Ansprechpartner und mögliche „Randgeschichten“.

Tobias Böckermann, Das Bentheimer Landschaf, Emsländische Landschaft e.V. (Hrsg.), ISBN 978-3-925034-45-9, Preis 14,60 €

Weiterführende Links

www.bentheimer-landschaf.de | Website des Vereins Land Unter e.V. mit zahlreichen Informationen zum Bentheimer Landschaf

Bentheimer Landschaf | Rassebeschreibung des Bentheimer Landschafs auf der Website der Vereinigung der Schafzuchtverbände Niedersachsen

Bentheimer Landschafe | Regelmäßig aktualisierte Facebook-Gruppe mit Fotos und Informationen zum Bentheimer Landschaf

www.tierpark-nordhorn.de | Website des Tierparks Nordhorn

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